«Ich gestalte den Unterricht so, dass ich selbst gerne daran teilnehmen würde.» - Stephanie Bos

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CYP ist das führende Kompetenzzentrum für überbetriebliche Kurse (üK) im Bereich Banking. Hauptaufgaben sind die Grundbildung von Lernenden in der Bankenbranche sowie die Weiterbildung von Mitarbeitenden im Bankwesen. 

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# Was findest du besonders spannend an der Arbeit mit jungen Talenten im Bankenbereich?

Es erfüllt mich mit grosser Freude und Stolz, die Entwicklung der Jugendlichen zu beobachten. Obwohl ich sie noch nicht so lange begleite, sehe ich, wie sich ihr Bankwissen und ihre Beratungskompetenz kontinuierlich erweitern. Besonders glücklich machen mich die fröhlichen Gesichter nach den Abschlussprüfungen. 

# Hast du ein Lieblingsmodul? Wenn ja, welches und warum?

Ich habe nicht nur ein Lieblingsmodul, sondern gleich zwei. In den Kreditmodulen kann ich den Lernenden viel Praxiswissen vermitteln, während ich in den Repetitionsmodulen als Prüfungsexpertin wertvolle Tipps und Tricks weitergebe. Dabei bekomme ich einen guten Eindruck davon, wie weit sie bereits sind, und fiebere bei den anstehenden Prüfungen mit. Die Motivation der Lernenden auf den letzten Metern vor der Abschlussprüfung zu erleben, ist unglaublich inspirierend und motiviert auch mich immer wieder aufs Neue.

# Wie gestaltest du deinen Unterricht, um die Lernenden zu motivieren und einzubinden? Und welchen Herausforderungen begegnest du im Unterrichtsalltag?

Ich gestalte den Unterricht so, dass ich selbst gerne daran teilnehmen würde. Ich bringe Praxisbeispiele ein und ermutige auch die Jugendlichen, ihre eigenen Erfahrungen zu teilen, um einen lebendigen Austausch und einen starken Bezug zur Praxis zu schaffen. Wenn die Lernenden verstehen, warum wir bestimmte Übungen machen, fällt es ihnen oft leichter, konzentriert mitzuarbeiten.

Eine grosse Herausforderung sehe ich im Umgang mit digitalen Geräten. Ich habe grossen Respekt vor den jungen Leuten, die heute fast ohne Papier arbeiten und alles elektronisch erledigen müssen. Seit meinem Lehrabschluss vor 13 Jahren hat sich vieles rasant verändert. Die Neuerungen kommen in hohem Tempo und es wird immer mehr technisches Know-how verlangt - etwas, das wir oft als selbstverständlich hinnehmen. Es ist immer wieder schön zu beobachten, wie sich die Teilnehmenden gegenseitig unterstützen, wenn etwas nicht klappt. Man hat fast das Gefühl, dass in jedem Kurs eine IT-Expertin oder ein IT-Experte sitzt.
 
# Wie sorgst du dafür, dass der Lehrstoff aktuell bleibt und praxisnah vermittelt wird? Und wie verbindest du Theorie und Praxis? 

Ich lese verschiedene Zeitungen und abonniere die News von verschiedenen Banken, um diverse Meinungen zu Wirtschaftsthemen zu erhalten. Ausserdem bin ich immer noch in Kontakt mit meinen ehemaligen Arbeitskolleg:innen und anderen Banken. So erfahre ich, wenn sich etwas ändert oder wenn es Neuerungen bei den Banken gibt. 

Wie verbindet ich Theorie und Praxis? Ein anschauliches Beispiel ist der Zinsanstieg von der Negativzinsphase auf das aktuelle Zinsniveau. Dabei erzähle ich den Lernenden von meinen eigenen Erfahrungen. Die meisten meiner Hypotheken habe ich als Saron abgeschlossen. Seit dem Ende der Negativzinsphase hat sich meine Zinsbelastung zeitweise vervierfacht. Zum Glück ist der Leitzins inzwischen wieder etwas gesunken. Solche realen Beispiele helfen den Lernenden, die Bedeutung der Bedürfnisanalyse und die Auswirkungen der Beratung besser zu verstehen. 

# Gibt es ehemalige Lernende, deren Werdegang dich besonders beeindruckt hat?

Es gibt einige Lernende, die mich auf ihre eigene Art und Weise sehr beeindruckt haben. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Aber ich erinnere mich gerne an eine meiner ersten Auszubildenden. Sie hatte ein sehr schwieriges privates Umfeld, was zu Schwierigkeiten in der Berufsfachschule führte. Deshalb haben wir nach der Arbeit zusammen gelernt. Die Abschlussprüfung hat sie mit 4,0 bestanden, und ich war so stolz auf sie, als hätte sie mit 6,0 bestanden. 

Inzwischen hat sie Karriere gemacht und sogar einen Bachelor-Abschluss erworben. Dieses Beispiel hat mir gezeigt, dass man nicht vorschnell urteilen sollte, wenn jemand schulische Schwierigkeiten hat. Oft steckt eine persönliche Geschichte dahinter. Deshalb lohnt es sich, den Jugendlichen Unterstützung anzubieten.

# Welche Erfolge aus deiner Trainertätigkeit sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Zwei Lernende haben sich extra meinetwegen für die Kurse in Basel angemeldet, obwohl der Standort Tessin für sie viel näher gewesen wäre. Sie fanden meine Art zu unterrichten sehr spannend und waren immer mit vollem Einsatz dabei. 

# Welche Trends siehst du für die Zukunft der Bankenbranche, und wie bereitest du deine Lernenden darauf vor?

Vieles, was heute Standard ist, wird künftig digital abgewickelt. Trotzdem glaube ich, dass der persönliche Kontakt mit einer Kundenberaterin oder einem Kundenberater wichtig bleiben wird. Bankkunden möchten sich bei bestimmten Themen lieber vor Ort beraten lassen, als dies nur über Zoom zu tun. Die neue Generation an Kundenberatenden muss daher in der Lage sein, sich in Kunden einzufühlen. Sie müssen ganzheitlich sowie nachhaltig bei besonderen Anliegen unterstützen können, zum Beispiel bei einer Kreditberatung im Konkubinat. 

# Wie stellst du dir die ideale Ausbildung für Bankkaufleute in 10 Jahren vor?

Optimal wäre es, wenn die Jugendlichen ihre Praxisausbildenden mindestens zweimal pro Woche zu Kundengesprächen begleiten und auch kleinere Fälle selbst bearbeiten oder mitverfolgen könnten. Zudem wäre es ideal, wenn die Bank ein festes Zeitfenster einräumt, in dem sie bei fachlichen Unsicherheiten einen Coach kontaktieren oder Nachhilfe in Anspruch nehmen können. 

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